Bürgermitwirkung und Planung
Wesentliche Verantwortung zum Gelingen von Dorferneuerungen und Flurneuordnung tragen die zahlreichen Vorstandsmitglieder der 1 109 Teilnehmergemeinschaften. Ihr Engagement zur Entwicklung von Dörfern und Landschaften unterstützen fast 6 600 Bürgerinnen und Bürger, die in 460 Arbeitskreisen daran mitarbeiten, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.
Die hohe Mitwirkungsbereitschaft in den Projekten der Ländlichen Entwicklung zeigt sich auch darin, dass die Menschen auf das dörfliche Gemeinschaftsleben besonderen Wert legen. 2018/2019 wurden 84 neue Gemeinschaftshäuser, zum Teil mit enormen unentgeltlichen Arbeitsleistungen der Bürgerinnen und Bürger, geschaffen und ihrer Bestimmung übergeben.
Flurneuordnung
Mit Einleitung eines Verfahrens nach dem Flurbereinigungsgesetz schließen sich die Grundstückseigentümer zu einer Teilnehmergemeinschaft zusammen. Sie ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und „Behörde auf Zeit“. Der aus gewählten Bürgern und einem beamteten Vorsitzenden zusammengesetzte Vorstand bildet dabei das zentrale Entscheidungsgremium. Aus „Betroffenen“ werden so „Beteiligte“, die weitgehend selbstbestimmt Verantwortung für die Weiterentwicklung ihrer Heimat übernehmen können. Das ist praktizierte Bürgermitwirkung.
Die Delegation von Aufgaben der staatlichen Verwaltung auf die Teilnehmergemeinschaft entspricht dem traditionellen bayerischen Genossenschaftsprinzip und ist ein Vorzeigebeispiel für flexibles staatliches Handeln und Bürgermitverantwortung.
Dorferneuerung
Bei der Dorferneuerung ist die Aktivierung und Einbindung der Dorfbewohner in die Planungs- und Entscheidungsprozesse ein zentrales Anliegen.
In der Planungsphase steht der Dialog mit den Bürgern im Mittelpunkt. Das mobilisiert die Eigenkräfte und stärkt das Selbstbewusstsein sowie die Ortsverbundenheit und das Heimatgefühl. Gleichzeitig erhöht diese Vorgehensweise wesentlich die Akzeptanz staatlicher und kommunaler Vorhaben.
Die dazu notwendige Informationsarbeit und Beteiligung erfolgt in Arbeitskreisen, Versammlungen, Sprechtagen, Ortsbegehungen und öffentlichen Vorstandssitzungen.
Die drei Schulen der Dorf- und Land- bzw. Flurentwicklung (Klosterlangheim, Plankstetten und Thierhaupten) dienen als Informations- und Diskussionsplattform für Bürgerinnen und Bürger, Gemeinderäte und Fachreferenten, um Projekte der Integrierten Ländlichen Entwicklung, Dorferneuerung und Flurneuordnung vorzubereiten. Diese „Schulen“ haben sich mittlerweile als wichtige Fortbildungseinrichtungen für Themen des ländlichen Raums etabliert. Mit ihrem Angebot an Seminaren, Fachexkursionen, Workshops und Klausurtagungen bringen sie Kommunalpolitiker, Bürger, Planer und Fachleute der Ländlichen Entwicklung zusammen. Insgesamt über 3 700 Veranstaltungen mit mehr als 84 000 Teilnehmern seit 1992, das Jahr ihrer Gründung, zeugen von der Erfolgsgeschichte dieser Schulen. Allein in den Jahren 2018/2019 haben dort 171 Veranstaltungen mit 3 489 Teilnehmern stattgefunden.