Ernährungsbildung
Ernährungsbildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie beginnt von klein auf in der Familie und setzt sich fort in den Betreuungseinrichtungen für Kinder, in den Schulen und später in der Erwachsenenbildung.
Die Ernährungsbildung in Bayern setzt ihre Arbeit auf die Zielgruppen junge Eltern/Familien mit Kindern bis zu sechs Jahren, die im Modellprojekt erprobte Zielgruppe Frauen in der Schwangerschaft und auf die Generation 55plus. Daneben werden Bildungsmaßnahmen umgesetzt mit dem Ziel die Wertschätzung für Lebensmittel zu steigern. Um die Verschwendung von Lebensmitteln zu bekämpfen, hat das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) das Bündnis "Wir retten Lebensmittel!" ins Leben gerufen. Die Bündnispartner aus den Bereichen Erzeugung, Verarbeitung, Lebensmittelhandel, Außer-Haus-Verpflegung und von den Verbraucherorganisationen haben seit dem Jahr 2016 zahlreiche Vorschläge für "Rettungsmaßnahmen" vorgelegt.
Die Allgemeinbevölkerung findet neutrale und unabhängige Informationen zu Ernährungsfragen bei
- Verbraucherzentrale Bayern e. V. (nichtstaatlich)
- VerbraucherService Bayern e. V. (nichtstaatlich).
Diese Bildungsangebote werden vom StMELF gefördert.
Zielgruppenorientierte Angebote des StMELF
Netzwerk „Junge Eltern/Familien“ flächendeckend an allen 47 Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF)
Kinder von klein auf an eine gesunde Ernährung heranzuführen und zu mehr Bewegung zu motivieren, ist Ziel des Netzwerkes „Junge Eltern und Familien“. Es vereint Akteure und Multiplikatoren, um koordiniert im Lebensumfeld der Familien anzusetzen. Dieses Bildungsangebot erreicht alle sozialen Schichten einschließlich Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund.
Mit mehr als 1 900 Maßnahmen für Eltern in den Bereichen Ernährung und Bewegung, die im Jahr 2018 veranstaltet wurden, hat sich das vielfältige und praxisnahe Bildungsangebot in der Region etabliert und konnte um 5 % im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden. Im Jahr 2018 nahmen ca. 14 000 erwachsene Teilnehmer an den Veranstaltungen teil.
Anzahl der Maßnahmen „Junge Eltern und Familien“ in Themenbereichen (n = 1 921) – Schaubild 1 in höherer Auflösung
Die unterstützenden niederschwelligen Fotobroschüren zur Säuglingsernährung sowie zur Kleinkindernährung und zur Bewegungsförderung von Babys und Kleinkindern zeigen eine konstant hohe Nachfrage von inzwischen knapp 150 000 abgerufenen Exemplaren. Dies verdeutlicht, dass die Publikation mit nahezu textfreier Gestaltung eine echte Wissenslücke schließt. Davon profitieren auch Multiplikatoren wie Hebammen, Kinderärzte, Geburtskliniken oder Bildungseinrichtungen in Bayern.
Das zum Kindergartenjahr 2014/2015 flächendeckend eingeführte Angebot „Gesund und fit im Kinder-Alltag – Sechs Wege zur kindgerechten Ernährung und Bewegung“ richtet sich an Familien mit Kindern von drei bis sechs Jahren. Das Bildungsangebot für Eltern mit Kita-Kindern baut auf den bestehenden Angeboten für die jungen Familien auf und sorgt so bis zur Einschulung für eine durchgängige Ernährungsbildung und Förderung der Alltagsbewegung. Alleinstellungsmerkmal dieses Angebotes ist es, dass die Eltern mit den Kindern gemeinsam angesprochen werden. Konkret nahmen im Jahr 2019 16 643 Eltern und 16 991 Kinder an insgesamt 788 Maßnahmen an 251 bayerischen Kitas teil. Die Anzahl der teilnehmenden Kitas konnte um 50 % gesteigert werden.
Die Veranstaltungen finden entweder in der Kita statt (Modul Frühstückswoche, Modul Eltern-Kind-Kochen) oder an Orten außerhalb der Kita, wie Bauernhöfe bzw. Verarbeitungsbetriebe (Modul Besuch beim Erzeugerbetrieb), Supermärkte (Modul Kinderlebensmittel) oder einem angrenzenden Außengelände (Module Wanderung mit Picknick bzw. Familienolympiade).
Anzahl der durchgeführten Module aus „Gesund und fit im Kinder-Alltag“ im Jahr 2019 (n = 788) – Schaubild 2 in höherer Auflösung
Netzwerk „Generation 55plus – Ernährung und Bewegung“
Das Netzwerk Generation 55plus – Ernährung und Bewegung wurde im Jahr 2012 als Modellprojekt ins Leben gerufen und zielt darauf ab, Menschen in der zweiten Lebenshälfte Anregungen für die Umsetzung eines gesunden Lebensstils zu geben. Zu Beginn 2018 wurde der erfolgreich erprobte Ansatz als reguläre Aufgabe an zehn ÄELF eingeführt. Die 14 Kursangebote des Netzwerkes werden seitdem stetig um weitere Angebote ergänzt, die zuvor in den weiterhin bestehenden Modell-Regionen erarbeitet und erprobt werden. Zum Beispiel zielen einzelne Angebote für ausgewogene Ernährung speziell auf Themen wie Herz- und Knochengesundheit ab oder auf die Frage, wie eine ausgewogene Ernährung ab der Lebensmitte in der Praxis gestaltbar ist (z. B. Genussvoll und bewusst – Ernährung ab der Lebensmitte, Herzgesund leben, bewusst genießen, Knochenstark essen – mitten im Leben). Die Angebote für ein ausreichendes Maß an Bewegung decken Themenbereiche wie Trittsicherheit genauso ab wie Strategien, um den gesamten Alltag bewegungsreicher zu gestalten (z. B. Mit Kraft und in Balance – Aktiv und standfest mitten im Leben). Im Vordergrund steht auch hier die Gesunderhaltung des Herzkreislaufsystems sowie des gesamten Bewegungsapparates, um Mobilität bis ins hohe Alter ermöglichen zu können. Seit dem offiziellen Start der Angebote 2018 wurden mit mehr als 600 durchgeführten Veranstaltungen über 11 000 Teilnehmer erreicht.
Ernährungsbildungsangebote zur Steigerung der Wertschätzung von Lebensmittel
„Wissen wie´s wächst und schmeckt“ für Grundschulen
Mit dem Pflanz- und Ernährungsprojekt richteten sich alle 47 ÄELF in den Jahren 2018 und 2019 an die bayerischen Grundschulen, um Kindern die Herkunft von Lebensmitteln wieder näher zu bringen. In der Konzeption und Durchführung unterstützten das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) und die Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) die 47 ÄELF. SchülerInnen der 2. und 3. Klassen pflanzten Gemüse, Salat und Kräuter in Kisten und Tetra Paks an, wobei ihnen ein örtlicher Gärtner zur Seite stand. Sie verarbeiteten das geerntete Gemüse gemeinsam mit der Ansprechpartnerin Ernährung des AELF zu einem Gericht. Es wurden in 2018 und 2019 jeweils knapp 110 Klassen mit ca. 3 000 Schülern der Grundschulen erreicht.
Ausblick: „Wissen wie´s wächst und schmeckt“ wird ab 2020 als feststehende Dienstaufgabe im Bereich der Ernährungsbildung der ÄELF fortgeführt.
„Ernährungshandwerk erleben – Lebensmittel begreifen“ für Mittel- und Realschulen
Schüler erhalten Einblick in die Herstellung bayerischer Spezialitäten beim Ernährungshandwerker und lernen Lebensmittel in verschiedenen Facetten kennen. Dazu dienen die vom KErn erarbeiteten Unterrichtsmaterialien, die Umsetzung durch die Lehrkraft und der Besuch beim Ernährungshandwerker. Bei diesem Bildungsprogramm steht die aktive Einbindung der Schüler in den Produktionsablauf des Ernährungshandwerkers im Mittelpunkt. Die Übertragung auf alle sieben Regierungsbezirke fand nach einer Pilotphase in Oberfranken mit Start des Schuljahres 2017/2018 statt. Die Schulung und Betreuung der Handwerker sowie die Vermittlung der Schulen und Handwerker für einen Besuch beim Ernährungshandwerker erfolgt über das Fachzentrum Ernährung/Gemeinschaftsverpflegung am AELF. Es sind inzwischen 133 Handwerker für die Durchführung des Bildungsangebotes geschult. Die Handwerksberufe Bäcker/Konditor sind mit 61 Betrieben am häufigsten vertreten, es folgen Metzger mit 38 und Köche mit 21 Betrieben. Die restlichen 12 Betriebe verteilen sich auf die Berufsgruppen Müller, Brauer, Mälzer und Winzer.
164 Schulen (davon 105 Mittelschulen, 37 Realschulen, 14 Förderschulen, 8 sonstige Schulen) meldeten sich bei den Fachzentren Ernährung/Gemeinschaftsverpflegung seit dem Schuljahr 2017/2018 zur Teilnahme an. 76 Besuche beim Ernährungshandwerker (2018: 16; 2019: 60) konnten bislang vermittelt werden.